Niederhollabrunn

Kulturspaziergang – Vergangenes erleben

Niederhollabrunn

Kulturspaziergang 2013

Zahlreiche Funde beweisen dies. Dann gibt es Funde aus der Jungsteinzeit und der Bronzezeit. Als sichtbares Zeichen aus der Hallstattzeit sehen wir weithin die beiden Tumuli oder wie sie im Volksmund „Leeberge“ genannt werden. Sie sind ca. 2.500 Jahre alt und stellen Hügelgräber dar. Aus allen Zeiten wurden Funde gemacht, wie zum Beispiel die Skelette aus der Jungsteinzeit in der Kohlstatt. Es gab Höhensiedlungen auf dem Praunsberg und dem Michelberg, die mit den Leebergen in unmittelbarem Zusammenhang gesehen werden können.

Bevor unser Gebiet nördlich der Donau um 800 bis 900 durch Bayern und Franken besiedelt wurde, siedelten in unserer Umgebung Langobarden, Awaren und Slawen. Die Bevölkerungsdichte war sehr gering. Man schätzt, dass etwa 3-4 Einwohner pro Quadratkilometer hier lebten. Am Rhein lebten damals 35 Personen pro Quadratkilometer. Niederhollabrunn gehört auf alle Fälle zu den ältesten Ansiedlungen und Pfarren links der Donau. Die älteste Kultstätte in unserer Region ist der Michelberg, so soll nach Überlieferungen dort die erste Kirche erbaut worden sein. Der Name Niederhollabrunn dürfte sich aus dem Mittelhochdeutschen Holler- also Holunderbaum und andererseits aus Brunnen- also Quelle herleiten. Die Schreiweise des Ortes war ständigen Änderungen unterworfen. So kann man in den alten Urkunden auch Lolainbrunnen, Holerinbrunnen, Hollarenbrunnen, Holarbrunnen, Nidern Holarprun und Nieder-Holebrunn finden

Die Gründung der Pfarre geht in die Zeit um 1000 zurück. Die Pfarrkirche wurde dem Diakonmärtyrer dem heiligen Laurentius geweiht. Wer Gründer des Ortes und der Pfarre ist, ist nicht bekannt. Es wird vermutet, dass die Gründung entweder auf den Landesfürsten, Graf Luitpold von Babenberg zurückgeht, dem von Kaiser Otto weite Gebiete in Niederösterreich geschenkt bzw. belehnt wurden, oder einer der Edlen von Hollarinbrunnen, die auf dem heutigen Kirchberg ein festes Haus besaßen, könnte der Stifter gewesen sein. Diese Familie steht auch im direkten Verwandtschaftsverhältnis zu dem Geschlecht der Stadt Hollabrunn, das früher Oberhollabrunn geheißen hat. Auch gibt es eine Parallele von Niederfellabrunn zu Oberfellabrunn bei Hollabrunn. Nicht zuletzt wäre es auch möglich, dass der Bischof von Passau, der 1014 unter anderem auch Grundbesitz für die Errichtung einer Seelsorgestation in Stockerau erhielt, der Gründer war. Als Quelle für das Geschlecht der Edlen von Hollarinbrunnen ist das Saalbuch des Stiftes Klosterneuburg zu nennen, in dem im Laufe des 12. Jahrhunderts einige Mitglieder genannt werden. Das ist daher die Gründungszeit unserer Orte, weil jetzt die Fränkischen und bayerischen Sielder in unseren Raum kamen. Diese Siedler brachten eine ganze neue Kultur mit. Sie siedelten nicht mehr in Streusiedlungen, sondern in geschlossenen Dörfern. Die Franken brachten auch die Trennung von Wohnhaus und Stall mit. Sie setzten auch einen Rauchfang, der dafür sorgte, dass der Rauch des Herdfeuers nicht mehr im ganzen Haus herumzog.

Warum feierten wir im Jahr 2013, 900 Jahre Niederhollabrunn?

1113 wurde ein Adalramus de Hollerinbrunnen bei einer Schenkung als Zeuge genannt. 1160 ebenfalls bei einer Schenkung von Herzog Heinrich Jasomirgott wird ein Sighart von Hallarbrunne mit anderen Zeugen, wie Engelbert der Richter, Wichpot von Hezmannstof, Herichnbert und Wichard von Birbau, genannt. 1171 werden ein Siglohus sowie sein Bruder Otto de Hollarbrunne als Zeuge einer Schenkung genannt. Dann dürfte das Geschlecht bald wieder erloschen sein.

Die erste urkundliche Erwähnung der Pfarre Niederhollabrunn findet sich im Jahr 1135 als Markgraf Leopold III. den Zehent von 13 Pfarren an Bischof Reginmar von Passau zurückstellte. 1985 feierten wir diese 850 Jahre mit einem großen Umzug, Verleihung des Marktwappens durch Landeshauptmann Siegfried Ludwig, einer Fahne und der Erstellung einer Ortsgeschichte.

Nach dem Geschlecht der Edlen von Hollarinbrunnen wurden die Herren von Gerloß Eigentümer von Niederhollabrunn. Danach kam der Ort an das Bistum Passau (ob durch Kauf, Tausch oder Schenkung ist unklar). 1222 war Bischof Gebhard von Passau vorübergehend genötigt, das Dorf an Herzog Leopold VI. als Lehen zur Abtragung eines Schuldenrestes zu übertragen. Im Jahr 1241 bestätigte Herzog Friedrich II. auch die Paffey Niederhollabrunn als ein passauisches Lehen. 1253 überließ Bischof Berthold von Passau die Pfarre seinem Domkapitel. 1277 bestätigte dies Kaiser Rudolph I. Schon vorher dürfte König Ottokar von Böhmen stillschweigend auf das bisher lehensweise besessene Patronatsrecht verzichtet haben. Später inkorporierte der Papst feierlich den Pfarrort den Domdechanten zu Passau. 1258 hatte auch das Stift Klosterneuburg in Niederhollabrunn Besitz. 1586 eignete sich Bischof Melchior Khlesl die Pfarre an und ließ sich vom Passauer Domdechanten Anton Fabricius installieren. 1717 wurde die alte gotische Kirche abgebrochen und 1718 mit dem Bau der jetzigen Kirche begonnen. 1788 wurde die Pfarrkirche durch Propst Floridus Leeb geweiht. 1802 wurde der jetzige Pfarrhof erbaut. 1834 wurde der Friedhof, der bis dahin rund um die Kirche war, außerhalb der Ortschaft errichtet. Der alte Friedhof wurde 1875 planiert.

 1768 standen die Grundherrschaft und das Gut unter dem Freiherrn von Beroldingen. Nach dem NÖ Gültenbuch kam die Herrschaft Niederhollabrunn im Jahre 1810 an den k.u.k. Cameralfond, 1813 an die k.u.k. Staatsgüter-Administration, und im selben Jahr an Anton und Maria Girsch. 1819 bekam sie Josef Ritter von Schreibers. Im 17. Jahrhundert bis 1848 gehörte Niederhollabrunn zum Landgericht Kreutzenstein. 1840 kamen das Herrschaftshaus und das Gut von Graf Karl von Haugwitz. 1848 wurden dessen Einkünfte durch die Aufhebung der Untertantenschaft sehr geschmälert und er verweigerte daher alle Leistungen als Kirchenpatron und alle Zahlungen an die Pfarrgeistlichkeit und verkaufte das Gut 1856 an den Wiener Baumeister Matthias Vlasz. Nach dem Tod des Vaters übernahm Maria Vlasz, Gattin des Dr. Ritter von Lichtnagl den Versitz und verkaufte es an Graf Karl Dubsky (ein Verwandter der Dichterin Maria von Ebner-Eschenbach). 1919 ging das Schloss samt Grundbesitz und Wirtschaftsgebäuden an die Dienerinnen vom Herzen Jesu über, die in den Wirtschaftsgebäuden einen Kindergarten errichteten. Diese Schwestern verkauften 1828 nach Abverkauf aller Gründe und eines Teiles der Gebäude das Schloss an die Barmherzigen Schwestern von Heiligen Franzsikus. Vor ca. 10 Jahren verkauften die Schwestern das nunmehrige Kloster an private Familien.

Das heutige zweigeschossige und zweiflügelige Schlossgebäude stammt im Kern aus dem 17. Jahrhundert und wurde vor allem im 19. Jahrhundert verändert. Das allererste Schloss stand teilweise auf dem Platz des Pfarrheimes und teilweise auf dem Platz der Bäckerei Labschütz. Dann wurde ein neues erbaut gegenüber dem heutigen Friedhof, von dem nur mehr eine Mauer steht.

Einwohnerentwicklung:

1587      94 Häuser

1834      131 Häuser, 841 Einwohner

1869      131 Häuser, 639 Einwohner

1880      135 Häuser, 694 Einwohner

1900      138 Häuser, 612 Einwohner

1910      638 Einwohner

1920      635 Einwohner

1934      144 Häuser, 609 Einwohner

Das Gemeindewappen basiert auf dem alten Marktwappen und wurd 1985 zusammen mit der Fahne (Farben: grün, weiß, blau) verliehen

Die Schule

Das Schulhaus war 1780-1821 ein ebenerdiges, mit Schindeln gedecktes Gebäude. Dieses Haus war vorher ein Speicher des Gutsherrn gewesen. 1822 wurde das Gebäude aufgestockt und mit einem Ziegeldach versehen. Eine Schule wurde aber schon im 15. Jahrhundert genannt, aber wo sie sich befand ist nicht bekannt. Unter dem Patronatsherrn Graf Haugwitz waren die ersten genannten Lehrer Josef Blacho (1780-1809) und sein Sohn Florian (1809-1813) und dessen Bruder Anton Blacho (1814-1845).

Von der sogenannten Mutterschule wurden die Schüler von Niederfellabrunn und Bruderndorf 1878 abgezogen, denn es wurde in Niederfellabrunn eine eigene Schule errichtet (Gasthaus Schachel). 1897 wurde dann auch in Streitdorf eine eigene Schule erbaut. Durch die Kriegsereignisse des 2. Weltkrieges wurde die Schule stark beschädigt. Fenster fehlten genauso wie viele Dachziegel. So wurde in den Ferien immer wieder repariert. Mit Beginn des Schuljahres 1972/73 hörte das Bestehen der Mutterschule auf. Die Kinder wurden nach Niederfellabrunn eingeschult

 

Durch den Mangel an Schülern wurde dann ein Schulverband mit Leitzersdorf geschlossen. Unter Oberlehrer Ferdinand Kaspar, der vorher Lehrer in Harmannsdorf war, besuchte auch Theodor Kramer diese Volkschule. Zuerst wurde Kramer von seinem Vater unterichtet. Später kam der Oberlehrer ins Haus und ab der 2. Klasse besuchte er die Volkschule.

Berühmte Niederhollabrunner

Thaddäus Huber,

geb. 8.5.1742 in Niederhollabrunn, gest. 27.2.1798 in Wien, Violinist und Komponist, Sängerknabe im Stift Klosterneuburg, Ausbildung am Jesuitenseminar in Wien, Leiter der Kirchenmusik im Stift Viktring, Gründungsmitglied der Tonkünstler, Geiger des Nationaltheaters und in der Schottenkirche, Mitglied der Hofmusikkapelle. Josef Haydn schätzte seine Kompositionen.

Franz Wild,

geb. 31.12.1791 in Niederhollabrunn, gest. 1.1.1860 in Oberdöblin, Opernsänger (Tenor), gehörte zu seiner Zeit zu den meistgefeierten Bühnensängern Wiens. Sängerknabe im Stift Klosterneuburg, Schüler von Antonio Salieri, kaiserliche Hofkapelle, Theater in der Josefstadt, Leopoldstädter Theater, Mitglied der Esterhasyschen Privatkapelle, Theater an der Wien, Wiener Hofoperntheater, Budapest, Graz, Innsbruck und Prag, begleitete Beethovens „Adelaide“ bei dessen letzten öffentlichen Auftritt als Pianist, Großherzogliches Hoftheater in Darmstadt, erhielt den Titel „Kammersänger“, sang mit Rossini in Paris, Hoftheater zu Kassel, 1829 nach Wien zurück und bis 1855 unter Vertrag.

Theodor Kramer,

geb. 1.1.1897 in Niederhollabrunn, gest. 3.4.1958 in Wien, Lyriker

Ernst Wolfinger